Schnelleinstieg:

Direkt zum Inhalt springen (Alt 1) Direkt zur Hauptnavigation springen (Alt 2)

Brücken bauen für eine erfolgreiche Migration

Besucher*innen und Aussteller*innen auf dem Forum: Vorbereiten. Begleiten. Ankommen. in Berlin
© Goethe-Institut/Dorothea Tuch

Die Bundesrepublik setzt auf qualifizierte Zuwanderung als Schlüssel für wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit. Internationale Fachkräfte bringen wertvolle Kompetenzen und neue Perspektiven mit, die Unternehmen in Deutschland dringend benötigen. Gleichzeitig steht das Thema Migration im Zentrum gesellschaftlicher und politischer Diskussionen – eine Chance, den Dialog über Offenheit, Integration und gemeinsame Gestaltung aktiv zu führen.
Das Projekt „Vorintegration und Übergangsmanagement – den Migrationsprozess erfolgreich gestalten" des Goethe-Instituts zeigt, wie diese Gestaltung aussehen kann. Die Angebote des Projekts setzen nah am Menschen an und befassen sich mit den Bedürfnissen der Personen, die nach Deutschland kommen, um hier zu leben und zu arbeiten.  


Von Emrike Knoche 
 

Der Fachkräftemangel stellt eine der größten Herausforderungen unserer Zeit dar: Aktuell sind laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) 84 Prozent der Unternehmen in Deutschland davon betroffen – besonders stark in Industrie- und Dienstleistungssektoren wie dem Bau- und Gastgewerbe. Der Mangel betrifft dabei alle Qualifikationsniveaus, von hochqualifizierten Expert*innen bis hin zu Fachkräften mit mittlerem Bildungsabschluss. Auch auf europäischer Ebene zeigt sich ein alarmierendes Bild: Über 70 Prozent der EU-Unternehmen sehen im Fachkräftemangel das größte Investitionshemmnis. Die Gewinnung und Integration internationaler Fachkräfte ist deshalb ein zentrales Anliegen von Politik und Wirtschaft.  

Deutschland ist auf Migration angewiesen wie nie zuvor. Im Koalitionsvertrag der neuen Regierung aus Union und SPD heißt es: „Die Sicherung der Fachkräftebasis ist ein entscheidender Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg unseres Landes. Deshalb ziehen wir alle Register, damit Fachkräfteeinwanderung in den nächsten Jahren gelingt.“ In einer zunehmend globalisierten Welt gewinnt Deutschland als Einwanderungsland weiter an Bedeutung. Bereits heute hat jede dritte Familie im Land Migrationsbezüge – ein Zeichen für die Vielfalt und das Potenzial unserer Gesellschaft. Gleichzeitig wird Migration in der öffentlichen Debatte kontrovers diskutiert. Umso wichtiger ist es, den gesellschaftlichen Dialog differenziert und lösungsorientiert zu führen. Denn während Länder wie Japan und Südkorea gezielt Fachkräfte anwerben und Städte wie Dubai oder Doha aktiv um Talente werben, bietet sich für die Bundesrepublik die Chance, sich mit klaren, unterstützenden Strukturen von der Konkurrenz abzuheben. Eine offene, zukunftsgerichtete Einwanderungspolitik ist dabei nicht nur wirtschaftlich notwendig, sondern auch ein Ausdruck gesellschaftlicher Stärke.  

Einen wichtigen Beitrag dazu leistet das Goethe-Institut. Mit seinem Projekt „Vorintegration und Übergangsmanagement – den Migrationsprozess erfolgreich gestalten", das vom Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) der Europäischen Union kofinanziert wird, unterstützt es seit 2022 rund 90.000 Menschen aus Drittstaaten, die aus beruflichen oder familiären Gründen nach Deutschland migrieren, bei der Vorbereitung auf das Alltags- und Arbeitsleben in Deutschland und beim Ankommen. An 61 Standorten weltweit werden sie sprachlich, landeskundlich-kulturell und alltagsbezogen geschult. Dabei gelten Prinzipien wie Selbstwirksamkeit, Kultursensibilität und realistische Deutschlandbilder sowie Erwartungsmanagement. Mit Willkommenscoaches und dem mehrsprachigen Webportal „Mein Weg nach Deutschland“ werden Menschen in der Übergangsphase und der ersten Zeit in Deutschland begleitet. Zudem hat das Goethe-Institut deutschlandweit 50 Infohäuser aufgestellt, an denen sich Zugewanderte zum Leben und Arbeiten in Deutschland informieren und Deutsch üben, sowie Angebote vor Ort kennenlernen und Kontakte zu anderen Menschen knüpfen können. Diese Infohäuser dienen als Anlaufstellen vor allem im kleinstädtischen und ländlichen Raum.  

Ein Folgeprojekt zu „Vorintegration und Übergangsmanagement – den Migrationsprozess erfolgreich gestalten“ ist bereits geplant. Dieses soll unter anderem auf neue Herkunftsländer wie Usbekistan, Pakistan und Bangladesch ausgeweitet werden. Es sollen Prozesse und Formate auf Basis der aktuellen Projektevaluierung optimiert und – sowie im Rahmen der Prinzipien des Projekts möglich – standardisiert werden. Auch die Weiterbildung von Lehrkräften in regulären Sprachkursen hinsichtlich der Projektinhalte und der Arbeit mit den Zielgruppen des Projekts soll stärker adressiert werden, da sich gezeigt hat, dass sie wichtige Mulitplikator*innen für die Projektangebote sind und ihr Wissen um die speziellen Bedarfe von Zuwandernden noch vertiefen können.  Um sein volles Potential zu entfalten, ist das Projekt auf die Zusammenarbeit vieler Partner angewiesen, deren Unterstützung idealerweise nahtlos mit der Unterstützung des Goethe-Instituts ineinandergreift und an vielen Standorten bereits optimal umgesetzt wird. Hier spielen Migrant*innenorganisationen auf Bundesebene und die Zusammenarbeit mit Netzwerkpartnern wie Auslandshandelskammern, Botschaften, Welcome Center, den Zentren für Migration und Entwicklung der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) etc. im Ausland eine zentrale Rolle. Sie sind nicht nur Anlaufstellen, sondern auch Brückenbauer in die Communitys.

Damit das Projekt langfristig wirksam bleibt, gibt es klare Handlungsempfehlungen: Die Einbindung von Partnerinstitutionen soll weiter verstärkt, die Angebote noch zielgruppenspezifischer zugeschnitten und der Fokus stärker auf praktische Trainings, etwa für Bewerbungsverfahren, gelegt werden. Gleichzeitig muss das Erwartungsmanagement weiterentwickelt werden – mit Blick auf Themen wie Lebenshaltungskosten, Wohnungssuche oder Kita-Plätze. Fest steht: Erfolgreiche Migration gelingt nur durch Verlässlichkeit, Vertrauen und den Willen, Brücken zu bauen – schon lange bevor jemand ankommt. 
 

Top